„Das größte Problem in der Kommunikation ist die Illusion, sie sei zustande gekommen.“ Dieses schöne Zitat von George Bernard Shaw könnte als Tenor für dieses Buch stehen, denn eines lehrt dieses Buch: Unternehmenskommunikation nach innen und außen wird immer wichtiger und ist ungemein kompliziert.
Zunächst erläutern die Autoren was interne und externe Stakeholder sind und das Kommunikation deswegen so wichtig ist, weil damit Vertrauen und somit Reputationskapital aufgebaut werden kann. Auch die Art der Unternehmensführung hat einen Einfluß auf die Kommunikation und so werden z.B. Begriffe wie Hierarchie und Heterarchie ausführlich erläutert.
Ganz besonders interessant fand ich u.a. das Kapitel über die unterschiedlichen Sichtweisen, Theorien und Modelle von Kommunikation, welches das mathematische Sender-Empfänger-Modell nach Shannon und Weaver vorstellt, aber auch die systemtheoretische Perspektive von Luhmann, Bateson oder die konstruktivistische Sichtweise von Watzlawick u.v.m.. Dabei ist das zuerst genannte Modell laut der Autoren am häufigsten in den Managementtheorien zu finden, da dies am ehesten dem objektivistisch-funktionalistischem Management-Leitbild entspricht. Diese ausführliche Darstellung der verschiedenen Sichtweisen, ohne hierbei eine Sichtweise zu polemisieren, ermöglichte es mir, neue spannende Impulse zu bekommen, in unterschiedliche Sichtweisen einzutauchen und letztendlich eine eigene Meinung zum Thema heraus zu bilden.
Im darauf folgenden Kapitel geht es um die Merkmale und Ziele der Stakeholderkommunikation und dabei um Themen wie Diskurs und Dialog, Vertrauen und Mißtrauen, die an Offenheit, Ehrlichkeit, Toleranz und Reziprozität geknüpft sind, um Reputation und das neudeutsche Wort (und eines meiner Lieblingswörter) Commitment. Absolut spannend war auch das Kapitel zur Bedeutung und Entstehung von Sprache, die vor ca. 25.000 bis 250.000 Jahren eingesetzt hat. Sehr schmunzeln mußte ich dann bei dem Kapitel zum Thema Metaphern, denn wer hat in seiner eigenen beruflichen Laufbahn bei Firmenveranstaltungen nicht schon diverse Begriffe z.B. aus der Schiffahrt (volle Fahrt aufnehmen, Kurs halten, zu neuen Ufern aufbrechen), aus dem Sport (Ziellinie, Coach, gut aufgestellt, Teamgeist) oder womöglich aus dem Militär (Schlachten schlagen, scharf schießen, Überraschungsangriff, geplanter Rückzug) gehört. Die Autoren geben hierbei zu bedenken, dass Sprache eine suggestive Wirkung entfalten kann, über die Emotionen gezielt hervor gerufen werden können. Daher sei, laut Ansicht der Autoren, ein sparsamer Umgang mit Metaphern empfehlenswert.
Nach all der Theorie gibt es dann einen Teil, wo es um konkrete Beispiele der Stakeholderkommunikation geht. Leider muss ich hierzu bemerken, dass mir das Kapitel 9 nicht sehr gut gefallen hat. Während das Niveau der vorangegangen Seiten relativ hoch war, so sind die Aufzeichnungen der mündlichen Kommunikation recht trivial und in einem stark gefärbtem österreichischen Dialekt, was bei mir teilweise zu Irritationen geführt hat. Ich hätte mir hier eher spannendere Kommunikation z.B. aus einem geschäftlichen Meeting mit Kunden und Vorständen etc. gewünscht. So hatte ich große Mühe, beim Thema zu bleiben, da ich mich während des Lesens furchtbar gelangweilt habe. Die nachfolgende schriftliche Stakeholderkommunikation wiederum finde ich sehr gelungen.